Ein Dorfplatz für die urbanen TV-Macher
Sue Architekten

Ein Dorfplatz für die urbanen TV-Macher

Wiener Stadtfernsehen W24

Das Büro Sue Architekten schuf eine neue Zentrale für das Wiener Stadtfernsehen W24

Das Wiener Stadtfernsehen W24 arbeitet seit Neuestem in einem modernen Büro- und Studiokomplex, der von der Gruppe Sue Architekten gestaltet wurde. Die drei Baukünstler aus Wien entwarfen in einem alten Industrie-Bau in Penzing ein Loft von 1500 Quadratmetern Fläche, das den urbanen TV-Machern einen „Dorfplatz“ für ihre Meetings und Konferenzen beschert.

„Es geht darum, Räume zu schaffen, in denen sich Menschen entfalten können“, sagt das Trio Sue Architekten. „Das ist die Aufgabe von Architektur.“

Im Fall des Senders W24 war die Aufgabe sehr anspruchsvoll. Nicht genug damit, dass das Projekt die besonderen Arbeitsbedingungen eines Medienbetriebs architektonisch berücksichtigen musste: Schnelligkeit, Aktualität, rasche Kommunikation auf kurzen Wegen. Der Umbau fand noch dazu bei laufendem Betrieb der TV-Station statt. Vom Mai bis August 2012 wurde geplant. Die Umsetzung folgte in drei Phasen von September 2012 bis Juli 2013.

Die Ausgangslage ließ viel Raum für Verbesserungen. „Wir fanden ein altes Industrie-Loft mit ungenutztem Potenzial vor“, sagen Christian Ambos, Michael Anhammer und Harald Höller, die als Sue Architekten firmieren. „Jeder Mitarbeiter hatte sich mit provisorischen Mitteln seinen eigenen Rückzugsraum geschaffen. Ein gemeinsames Fernsehformat war an diesem Ort schwer zu entwickeln“.

Das Kürzel Sue steht für „Sehnsucht und Entdeckungsreise“. Nach diesem Motto gingen die Architekten bei der Planung vor. Wie lauteten die Sehnsüchte des jungen, ambitionierten TV-Teams? Sie wollten reichlich Raum für intensiven Austausch, doch gleichzeitig Rückzugsmöglichkeiten zum konzentrierten Arbeiten an eigenen Projekten. Wohin führte die Entdeckungsreise? Zu einem offenen Loft, das um einige geschlossene Einheiten, Häuser genannt, ergänzt wurde. In der Geborgenheit dieser Räume lässt es sich trefflich kreativ sein. Die Einbauten sind aber nicht nur zur Arbeit da. Auch die Teeküche bekam ein eigenes Haus: Zum Treffen, Kochen, Konzipieren, Feiern und zum Verfolgen der Live-Sendungen auf dem Bildschirm.

Im Zentrum des Lofts, dessen Grundriss an die Form eines Eishockey-Schlägers erinnert, steht der „Dorfplatz“.  Hier trifft sich das gesamte Team zu den Redaktionssitzungen; hier entstehen gemeinsame Ideen. Sue Architekten sorgten mit ausgesuchten Materialien dafür, dass dieses emotionale Zentrum des Senders zu einem Wohlfühlbereich wird. Die runden Arbeitstische stehen auf maßgefertigten Schurwollteppichen und werden von Leuchten aus Sonderfertigung ins rechte Licht gesetzt. Zur wohnlichen und luftigen Loft-Atmosphäre tragen hier auch die Feigenbäume bei, die den Dorfplatz begrünen.

Der Umbau ist die architektonische Entsprechung zu dem inhaltlichen Umbau, mit dem der Stadtsender W24 seinen Zuschauern nun ein neues Erscheinungsbild bietet. W24 hat sich zu einem ambitionierten Sender mit hohem redaktionellem Anspruch gemausert. Die Station steht für eine Form des Fernsehens, die unverkrampft auf die Stadtbewohner zugeht; ernsthaft und freundlich zugleich.

Christian Ambos, Michael Anhammer und Harald Höller, die drei Gründer von Sue Architekten, arbeiten bereits seit 2001 zusammen. Heute um die Vierzig, zählen sie zur jungen Generation der Wiener Architektur-Szene. 2006 gründeten sie ihr gemeinsames Büro. Innenausbauten wie im Fall von W24 zählen genauso zu ihrem Repertoire wie Wohn- und Industriebauten sowie öffentliche Projekte. „Wir sind keine Theorie-Truppe“, sagen sie über sich selbst. Was dabei in der Praxis herauskommt, findet großen Anklang: Der Stil von Sue sei „einfach, punktgenau, lebendig, spritzig und sehr poetisch“, hieß es in einem Beitrag der Architektin und Architektur-Kritikerin Romana Ring.

www.sue-architekten.at