
Ein Raumwunder auf kleiner Fläche
Wie auf 35-Quadratmeter bebaubarer Fläche ein Einfamilienhaus mit 98 Quadratmetern Nutzfläche entstand
Haus in den Weinbergen des Wiener Architektur-Ateliers Allcolours
Grundstücke in gefragter Lage wechseln heute zu astronomischen Beträgen den Besitzer. Das stellt Architekten vor die Herausforderung, mit dem kostbaren Gut der Grundfläche so ökonomisch wie möglich umzugehen.
Dem Wiener Architektur-Atelier Allcolours ist jetzt in einem der schönsten Areale am nördlichen Rand von Wien ein Coup gelungen. Das von Allcolours entworfene Haus bietet auf einer bebauten Fläche von nur 35 Quadratmetern auf drei Etagen eine Nutzfläche von 98 Quadratmetern. Damit nicht genug: Das kleine, aber feine Grundstück (Gesamtfläche: 310 Quadratmeter mit Blick in die Weinberge und in die City) ist obendrein mit Swimming Pool und Fahrradraum ausgestattet.
Die Anforderungen bei der Planung dieses Einfamilienhauses waren nicht nur wegen der geringen Fläche ungewöhnlich. Das Hanggrundstück am Übergang zwischen Weinbergen und Stadt ist über einen 1,4 Meter breiten Weg mit zehn Prozent Steigung erreichbar, über den der Bau abgewickelt werden musste.
Das Team von Allcolours nahm die Herausforderung an: Die Architekten legten die große Wohnküche als Herzstück des Hauses an. Das Gebäude wurde buchstäblich um den Küchentisch herum geplant. Die Wohnküche nimmt fast die gesamte Fläche des Erdgeschosses ein.
Im Untergeschoss, das durch die Hanglage des Grundstücks reizvolle Blicke nach außen ermöglicht, sind zwei Schlafzimmer von jeweils knapp zehn Quadratmetern, das Bad, ein Schrankraum, ein Vor- und ein Technikraum angeordnet. Im Obergeschoss schließlich wurde das große Wohnzimmer mit 27 Quadratmetern Fläche errichtet.
Das Ziel der Architekten: Bei möglichst großer Privatheit sollte gleichzeitig ein Gefühl von Weite entstehen. Das Haus verstellt wie ein großer Felsbrocken die Sicht vom Zugangsweg zum privaten Garten. Die Öffnungen des Hauses erlauben den Bewohnern jedoch einen uneingeschränkten Ausblick – in einem Spiel mit Blickbeziehungen über alle drei Ebenen. Mal schaut man in den Garten oder zum Pool, dann wieder in die Weinberge oder zur City. Die faktische Kleinheit des Bauwerks wird durch diese bildhaften Ausblicke in den Hintergrund gedrängt.
In allen drei Ebenen bestimmen unterschiedliche Materialien das Bild. Der Sichtbeton im Untergeschoss mit den Schlafzimmern vermittelt eine Atmosphäre von Sicherheit. Im Erdgeschoss mit der großen Wohnküche fällt der hohe Glasanteil auf, während das Obergeschoss rundum das gewünschte Holz-Feeling spüren lässt. Als verbindendes Herzstück zwischen den Ebenen dient die Treppe, die wie eine begehbare Skulptur, ein begehbares Möbel angelegt ist.
Die bis ins Detail durchdachte Konzeption des Hauses macht sich nicht nur in den Innenräumen, sondern auch außen bemerkbar. Die feine Holzfassade etwa wurde mit unterschiedlich breiten Latten errichtet, in die obendrein viele unsichtbare, aber perfekt nutzbare Funktionen integriert sind: Von der nahtlos eingebauten Haustüre bis zu Revisionsklappen für den Sonnenschutz.
Der 14 Quadratmeter große Swimming Pool hat seinen Platz hinter dem Haus an der höchsten Stelle des Gartens. Die Folge: Auch von dort genießt man tolle Ausblicke in die umgebenden Weinberge und in die Stadt. Was das Material betrifft, ist der Pool eine „puristische Wanne“ aus Sichtbeton. Diese Bauweise lässt das Wasser in einem magischen, bergseeartigen Grün erscheinen.
Die Steilheit des Geländes wurde ganz bewusst ausgenutzt. Das Nebengebäude beherbergt mit seinen schrankartig ausgebildeten Räumen die Pooltechnik und die Fahrrad-Abstellnische. Das Projekt zeigt ein Spiel mit Dimensionen: Höhe und Sockel vergrößern das Gebäude, ohne den Maßstab zu verlieren. Die unterschiedlichen Fensterformate unterstützen die Lesbarkeit des Baukörpers, ohne Kleinteiligkeit zu demonstrieren. Trotz des Standorts in der Millionenstadt Wien vermittelt das Gebäude eine gewisse Ferienhaus-Idylle – zu der natürlich auch der Pool mit seiner farblichen Alpensee-Aura das Seine beiträgt.
Das Allcolours-Team hat in der Vergangenheit bereits mit einem anderen Projekt gezeigt, wie ökonomisch es beschränkte Grundflächen zu nutzen vermag. Der Bau eines Wohnhauses am Wiener Donaukanal, das auf 50 Quadratmetern Grund eine Nutzfläche von 120 Quadratmetern entstehen ließ, fand in der Öffentlichkeit große Beachtung.
Liste, der am Bau beteiligten Firmen (Planer, Handwerker + Lieferanten)
Baumeister:
Pooltechnik:
Fordinal http://www.fordinal.at/kontakt.php
Inneneinrichtung, Küche: Design und Planung ALLCOLOURS / Umsetzung: http://www.gallant.at/#kontakt
Holzbau, Fenster & Verglasungen, Fassaden, Beschattung, Zaun
https://www.lueftenegger.eu/kontakt.html
Elektriker:
Installateur:
https://www.eckl-installationen.at/de/kontakt/