Architektur: Tirolerin Monika Gogl gewinnt begehrten „Ahead Europe Award“. Ein moderner Tempel für die Zeit von heute

Wenn die Tiroler Architektin Monika Gogl nach Inspiration für ihre markanten Entwürfe sucht, dann begibt sie sich gern in die Natur. Oder sie lässt sehr spezielle Bauten auf sich wirken: Kirchen, Tempel und andere Andachtsräume. Mit diesem spirituellen Zugang zur Baukunst hat die Tirolerin in Berlin ein spektakuläres Projekt realisiert, das ihr in London einen begehrten internationalen Preis eintrug. Für den Ritualraum im Berliner Kultur-Treff Flussbad-Campus wurde Monika Gogl mit dem „Ahead Europe Award“ in der Kategorie „New Concept“ ausgezeichnet.

Im Zentrum von Monika Gogls Berliner Entwurf steht das sogenannte Reethaus, dessen Name schon auf eine ungewöhnliche Bauweise hindeutet. Das Gebäude, das von außen an eine knapp vor der Spitze gekappte Pyramide erinnert, wurde mit einem Reetdach gedeckt. Also mit Schilf. Dieses traditionsreiche Material, das einst dem sesshaft werdenden Menschen das erste Dach über dem Kopf bescherte, wird heute nur noch selten verwendet. Monika Gogl schien das Schilf aber ein idealer Werkstoff zu sein, strebt sie in ihrer Arbeit doch nach der „Verbindung von Natur und Raum.“

Die Architektin: „Das Reethaus-Dach ist etwas ganz Besonderes, weil es von einem Berliner Handwerker hergestellt wird, der der letzte in der Stadt ist, der diese Technik beherrscht. Das Design und die Form erforderten viele gemeinsame Überlegungen.“

Von außen strahlt das Reethaus viel Ruhe, Gediegenheit und Geborgenheit aus. So richtig spannend wird es im Inneren, im preisgekrönten Ritualraum, der im Regelbetrieb des Flussbad-Campus (direkt an der Spree) vor allem für Musikprogramme und Performances genutzt wird. Architektin Gogl nennt den Ritualraum einen „modernen Tempel. Das ist ein Raum, in dem man spirituelle Vermittlung findet. Ich verwende in meinen Projekten immer die gleichen wesentlichen Materialien. Ich nenne sie reine Materialien, weil sie natürlich sind. Beton, Holz, Stein, Licht, Klang. Es geht um die Gestaltung und den Umgang mit diesen Materialien. Es geht darum, einen leeren Raum zu schaffen. Es geht um die Beleuchtung.“

Monika Gogl schloss schon von klein auf Bekanntschaft mit den Prinzipien und Impressionen, die bis heute ihrer Architektur zugrunde liegen. Geboren 1969 in St. Johann in Tirol, „bin ich die ersten fünf Jahre meines Lebens auf einem Bauernhof in den Bergen inmitten der unberührten Natur aufgewachsen. Schon als Kind habe ich gerne gezeichnet und mir große architektonische Räume vorgestellt. Als ich acht Jahre alt war, besuchte ich meine Großmutter in einem Bergbad in Bad Gastein. Ich war tief beeindruckt von der Anlage und dem von Gerhard Garstenauer entworfenen Felsenbad.“ Dort spürte sie zum ersten Mal die volle Intensität der oben bereits zitierten „Verbindung von Natur und Raum“.

Nach dem Abschluss des Architektur-Studiums in Innsbruck (TU) und London (Bartlett School of Architecture) ging es mit der Laufbahn Monika Gogls rasch voran. Schon 2001 gründete sie das Büro Gogl Architekten, das „seit vielen Jahren individuelle und unverwechselbare Projekte in den Bereichen Architektur und Interior Design generiert. In
Zusammenarbeit mit der Designerin Isabel Hamm und Akzente Licht werden für nahezu alle Projekte exklusive Leuchten und Lichtsysteme entwickelt.“

Der spirituelle Hintergrund der Architektin rückt dabei meist nur dezent in den Vordergrund: Der Werkkatalog von Gogl Architekten umfasst neben Häusern (Living) auch Bau-Genres wie Handel (Retail), Gewerbe & Industrie (Trades & Business) sowie Bars & Hotels (Hospitality).

Mit einer Arbeit aus letzterer Gruppe errang Monika Gogl bereits 2008 erstmals die volle Aufmerksamkeit und Anerkennung der Fachwelt. Für den Umbau des Hotels „Schwarzer Adler“ in Kitzbühel erhielt sie den Staatspreis für Architektur und eine Nominierung für den Mies-van-der-Rohe-Preis. Schon damals war die persönliche Handschrift der Baukünstlerin unübersehbar. Die Juroren lobten eine „zeitgemäße Adaptierung des Bestands, ohne in eine falsch verstandene Heimatidylle zu verfallen‘.

www.gogl-architekten.at

www.flussbad.com/campus/#reethaus

Ausführende Firmen:

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